Deutsch-vietnamesische Schülerzeichnungen
Projektlaufzeit: vom 01.02.2002 bis 31.12.2003
Ausstellungen:
21.10.2002 bis 20.11.2002 im Rathaus zu Rostock
09.12.2002 bis 31.01.2003 im Oskar-Picht-Gymnasium, Pasewalk
05.12.2003 bis 14.12.2003 im Goethe-Institut, Hanoi
Gymnasium Truong trung hoc co so Nguyen Du (Hanoi/Vietnam) sowie in weiteren Städten Vietnams
Ein gemeinsames Projekt von Dien Hong e.V. Rostock und der Heinrich Böll Stiftung Mecklenburg-Vorpommern mit Unterstützung des Kulturamtes der Hansestadt Rostock und der Firma projekt rk, Stäbelow, unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Rostocker Bürgerschaft Prof. Dr. Ralf Friedrich.
In der Hansestadt Rostock leben Menschen aus Vietnam, die Anfang der achtziger Jahre als VertragsarbeitnehmerInnen im Rahmen bilateraler Verträge auch an die nordostdeutsche Küste geholt wurden, um den personellen Schwierigkeiten in der Produktion der damaligen DDR abzuhelfen. Isoliert in eigenen Wohnheimen ohne Familienangehörige lebend und ohne spezielle Sprach- und Kulturkontakte zu erhalten, reduzierte sich der Kontakt zur deutschen Mehrheitsbevölkerung zumeist auf die betrieblichen Bezugspunkte und ermöglichte eine Art Ghettoisierung, an deren Folgen auch noch heute gerade Angehörige der ersten Generation leiden.
Nach der friedlichen Revolution 1989/90 waren es oftmals die (vietnamesischen) VertragsarbeitnehmerInnen, die die vielbeschworene internationale Solidarität hautnah zu spüren begannen: Sei es durch Feindlichkeiten in den Betrieben und in der Gesellschaft, die dann in den weltweit bekannten rassistischen Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen kulminierten. Parallel dazu folgten Entlassungswellen, von denen diese vormaligen willkommenen HelferInnen besonders betroffen waren sowie eine jahrelange Unschlüssigkeit des Gesetzgebers, mit diesem Erbe der DDR eine humanitäre Lösung und rechtliche Gleichbehandlung mit den West-GastabeiterInnen zu betreiben. Diese erfolgte letztendlich im November 1997, in derem Gefolge auch ein Familiennachzug aus Vietnam möglich wurde.
Seit diesem Zeitpunkt ist ein leichtes Ansteigen der vietnamesischen Community in Rostock zu verzeichnen, die gegenwärtig bei mehr als 700 ehemaligen VertragsarbeitnehmerInnen (und deren Angehörigen) liegt; dazu kommen noch ca. 100 vietnamesische Asylsuchende. Das öffentliche Bild der (ost-) deutschen Gesellschaft gegenüber dieser Minorität ist äußerst ambivalent. Es reicht von ‚Das sind unsere Ausländer (fleißig, sauber, nicht so ruhestörend wie die „anderen“)‘ bis zum Erschrecken über die brutalen Revierkämpfe der Zigarettenmafia (die sich kaum aus Ex-GastarbeiterInnen rekrutieren) und Unverständnis über kulturelle Bräuche.
Gerade in der Hansestadt Rostock als eine der Zentren der (nord)vietnamesischen Community gibt es häufig Anfragen von PädagogInnen und SchülerInnen zu Fragen der Integration der seit maximal seit vier Jahren hier lebenden vietnamesischen SchülerInnen. Andererseits scheinen, nach den Erfahrungen des Vereins Diên Hông, der auch einen offenen Jugendtreff betreibt, die außerschulischen Kontakte dieser Schüler zu Deutschen oftmals minimiert zu sein.
Aus diesem Ansatz heraus ist die Idee einer bilateralen Ausstellung entstanden, in der durch SchülerInnen in Rostock und in der mittelvietnamesischen Stadt Da Nang die gegenseitig existierenden Bilder visualisiert und somit auch ein Abbau von Fremdenfeindlichkeit, Gleichgültigkeit und Rassismus vorangetrieben werden kann.