Diên Hông e.V. beteiligt sich am Gedenken an das Pogrom von Rostock Lichtenhagen 1992
Durch die Vereinsgründung im Oktober 1992, wenige Wochen nach den Ausschreitungen von Lichtenhagen, ist Diên Hông e.V. eng mit den Ereignissen im August 1992 und der Erinnerung daran verbunden. Die Situation der damaligen Opfer, der im ehemaligen Wohnheim lebenden vietnamesischen Männer, Frauen und Kinder, mit all ihre Ungewissheiten war ein Grund diesen Verein ins Leben zu rufen. Damals und viel mehr noch heute steht aber auch der Kontakt und die Begegnung zwischen Zugewanderten und Einheimischen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Durch vielfältige Maßnahmen versuchen wir, bessere Voraussetzungen für ein gegenseitiges Verständnis und ein besseres Zusammenleben zu schaffen.
Aber auch das Erinnern an die gewaltsamen Übergriffe im August 1992 und die für die Vietnamesinnen und Vietnaesen traumatischen Ereignisse ist ein Aspekt unserer Arbeit. Schon im Vorfeld der vielfältigen Veranstaltungen im 25. Jahr des Gedenkens an die Ausschreitungen von Rostock Lichtenhagen war Diên Hông e.V. an der Vorbereitung beteiligt, so z.B. in der Arbeitsgruppe Gedenken und in der Jury des Kunstwettbewerbs Erinnern und Mahnen an Rostock Lichtenhagen 1992.
In den Sommermonaten erreichten den Verein vielfältige Anfragen der Medien, die nicht nur an Schilderungen von Zeitzeugen der Ausschreitungen interessiert waren, sondern auch daran, wie es den VietnamesInnen seit 1992 ergangen ist, wie sie sich ein neues Leben in Rostock aufbauten und wie sie sich heute in Rostock fühlen. So lud der Verein MedienvertreterInnen am 3. August zu einem Gespräch mit Zeitzeugen ein. Auch 25 Jahre nach Lichtenhagen kommen bei diesen Gesprächen immer neue Aspekte der Verarbeitung der Ereignisse zu Tage, z.B. die Frage, was eigentlich die Kinder der damals Betroffenen über die Ereignisse wissen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltungsreihe war die Eröffnung der Ausstellung „Vietnamesische Rostocker. Ehemalige Vertragsarbeiter erzählen“ am 16. August im WaldemarHof. Ca. 40 Interessierte und Beteiligte aus der Ausstellung kamen zusammen, um sich auszutauschen und auf ca. 35 Jahre zurückzublicken, in denen Vietnamesen in Rostock arbeiteten, wohnten und sich nach der Wende oftmals aus dem Nichts eine neue Existenz aufbauten.
Ebenfalls am 16. August nahmen auf Initiative der Polizeiinspektion Rostock 18 Polizeischüler_innen an einer von Diên Hông angebotenen Weiterbildung zu den Grundlagen der interkulturellen Kompetenz teil und beschäftigten sich mit Aspekten kultureller Vielfalt sowie Hürden und Stolpersteinen in der interkulturellen Kommunikation sowie deren Rolle in ihrer zukünftigen Arbeit. Am 25. August wirkten wir an einem Worldcafé mit, das ebenfalls von der Polzeiinspektion Rostock initiiert worden war. Ca. 40 Teilnehmende, darunter Polizeischüler_innen und Rostocker Zugewanderte aus verschiedenen Vereinen und Initiativen, tauschten sich zu Fragen rund um die Pogrome in Lichtenhagen vor 25 Jahren und die heutige Sicht darauf aus.
Am 26. August beteiligte sich die Vietnamesische Community am Tag der Vielfalt in Lichtenhagen, in dessen Rahmen die letzte der 5 Gedenkstelen des dezentralen Mahnmals „Gestern Heute Morgen“ eingeweiht wurde. Frau Tran Thi Thanh Thu, langjähriges Vereinsmitglied von Diên Hông e.V., hob in ihrer Rede hervor, dass viele der damals von Gewalt und Anfeindungen betroffenen Vietnamesen sich entschieden, hier in Rostock zu bleiben, und diese Entscheidung nie bereuten. Zum Abschluss ihrer Rede sagte sie: „Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, jedoch liegt die Zukunft in unseren Händen.“ Am Stand des Vereins gab es anschließend nicht nur Informationen rund um seine Bildungsangebote, sondern auch Bastelangebote für Kinder und den Bambustanz zum Mitmachen. Mehrere Gruppen der Rostocker vietnamesischen Community beteiligten sich am Bühnenprogramm mit Tänzen und Liedern und zeigten, wie sehr sie sich mit der Hansestadt Rostock verbunden fühlen.
Den Bericht der NNN zum Tag der Vielfalt finden Sie hier.
Den bericht der OZ lesen Sie hier.